Donnerstag, 7. Juni 2012

Gebärmutter-Leasing?

Eine Gebärmutter aus der Ukraine kostet im Angebot 10.000 Euro. Gar kein schlechtes Angebot. Noerd und ich haben den Kinderwunschkliniken schon Beträge überwiesen mit denen wir auch zwei kleine Neuwagen hätten erwerben können, also deutlich mehr als die Kosten einer Ukrainischen Leihmutter. Dabei „heraus“ gekommen ist bis heute nichts. Wenn man das „Rundum- Sorglos-Paket“ haben will, muss man das Geld für eine Deutschen Familien- oder Luxuskarosse berappen, aber dafür bekommt man auch eine „Kind-Garantie“. Das zumindest versprechen einige Leihmutter-Agenturen aus der Ukraine und anderen EU und Nicht-EU-Ländern in fehlerfreiem Deutsch, denn die Webseiten sind für ihre Zielgruppe verfasst: Deutsche, ungewollt kinderlose Paare wie wir. Deutsche Webseiten gibt es nicht, denn in Deutschland ist die Leihmutterschaft verboten. Genauer, sittenwidrig und strafbar.

Wenn man den langen Weg mit fünf Stimulationen und insgesamt acht Versuchen gegangen ist, kennt man sich aus im Reproduktions-Business. Die Ärzte überlegen gewinnbringend wie man doch noch zum leiblichen Wunschkind kommen kann. Hierbei werden alle Register der modernen Reproduktionsmedizin gezogen: Assisted Hatching, IMSI (Spermienselektion), Polkörperdiagnostik (PKD), Blastos, Traditionell Chinesische Medizin (TCM), sogar Viagra.  Da kommt es einem auf einmal unlogisch vor, warum die Leihmutterschaft verboten ist. Eine Frau spendet ihre Gebärmutter. Was ist schon dabei? Es ist ja nur auf Zeit. Die Frau muss noch nicht mal sterben für diese Organ Spende. Apropos Organspende. Das ist doch legal in Deutschland, oder? Ja, klar es rettet Leben und ist daher nicht sittenwidrig. Moment. Tut das die Leihmutterschaft nicht auch?

Bei den Überlegungen verschwimmen unsere Grenzen. Was können wir mit unserem ethischen Gewissen vereinbaren? Dr. Kaiser aus Wien sagte einmal: „ Länger als fünf Tage können wir Ihre Embryonen nicht kultivieren. Das ist nicht erlaubt. Da könnte man ja direkt das komplette Kind im Labor zeugen.“ Ja! Warum eigentlich nicht? Ist es nur eine Frage der Zeit, bis dies möglich ist? Lacht man sich im Jahr 2100 kaputt über das spießige Embryonenschutzgesetz von 2012?
„Es werden in Deutschland immer weniger Kinder adoptiert, weil die meisten sich für eine Leihmutterschaft entscheiden.“ Diesen Satz finde ich in einer seriösen Statistik, die eigentlich zum Thema Adoption erhoben wurde. Leihmutterschaft ist verboten, aber es scheint Deutscher Staatsbürger zu geben, die sich dafür „entscheiden“. Ist Gebärmutter-Leasing also längst gesellschaftsfähig in Deutschland? Bin ich die letzte prüde infertile Deutsche die das mitbekommt? Verglichen mit der Adoption hat die Leihmutterschaft ein paar deutliche Vorteile. Man bekommt ein „leibliches“ Kind, man bekommt ein Baby, man weiß wann man es bekommt und man muss vor dem Jugendamt nicht die emotionale Hose runterlassen.

Bei weiterer Recherche finden wir heraus, dass in vielen Ländern diejenige Frau die Mutter ist, die das Kind geboren hat. Diese Frau kann also nach aktueller Gesetzeslage keine Deutsche sein. Damit bekommt das Kind keinen deutschen Pass. Das bedeutet, dass das „eigene“ durch die Leihmutter geborene Kind, nicht nach Deutschland einreisen und auch nicht aus dem Mutterland ausreisen darf. Blöd. Da nutzt das Sonderangebot von 10.000 Euro auch nichts.

Was machen wir jetzt? Sollen wir diesen Weg ernsthaft verfolgen? Die Angebot im Internet kommen mir allesamt unseriös vor. Und sollen wir wirklich nochmal so viel Geld ausgeben dafür, dass das Kind am Ende vielleicht nicht in Deutschland bei uns leben darf? Ich glaube, ich rufe mal Sarah Jessica Parker an und frage sie um Rat. Ich habe Jahre lang ihre Serie geguckt. Das ist sie mir schuldig. ;)